Für Wissbegierige
Jule Roß sprang erstmals über fünf Meter (c) Mika Volkmann

| Parasport

Heimspiel als „Heaven of Para Sport“

Die vierte Auflage des Para Leichtathletik Heimspiels des TSV Bayer 04 Leverkusen im Manforter Stadion erfüllte bei bestem Wetter wieder alle Erwartungen – selbst Weltrekorde lagen neben zahlreichen Bestweiten in der Luft.


Die TSV-Starter*innen beim Para Heimspiel. Foto: Volkmann
Die TSV-Starter*innen beim Para Heimspiel. Foto: Volkmann

Das Finale über 100 Meter der schnellsten Sprinter war gerade vorbei, als alle auf die Windmessung blickten. Und dann: Wieder zu viel Rückenwind – wie im Vorlauf. Mit 10,62 Sekunden war der ehemalige Leverkusener Felix Streng zwei Mal mit der exakt gleichen Zeit nur eine Hundertstelsekunde über dem Weltrekord bei den einseitig unterschenkelamputierten Athleten geblieben, erst mit 2,4 Metern pro Sekunde Rückenwind, dann mit 2,9 Metern pro Sekunde. Angetrieben wurde er von Sven Bulik in 10,57 Sekunden und Oliver Poschwatta in 10,69 Sekunden, zwei der zahlreichen Athleten ohne Behinderung, die die schnelle Bahn und die starken Bedingungen für sich nutzen konnten. Auch wenn Strengs Zeiten durch den Rückenwind nicht offiziell anerkannt werden, zeigt es, dass der Paralympicssieger über 100 Meter in einer starken Verfassung ist vor der am 8. Juli startenden Para Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Paris.

Das gilt auch für Strengs ehemalige Leverkusener Vereinskolleg*innen, von denen gleich elf am Donnerstag für die WM nominiert wurden. Markus Rehm sprang herausragende 8,42 Meter vor einer tollen Kulisse zum Abschluss des Para Leichtathletik Heimspiels.

Léon Schäfer flog im gleichen Wettkampf auf 6,90 Meter und sprintete mit 12,25 Sekunden nur drei Hundertstelsekunden an seiner Bestzeit vorbei, im Schatten des neuen Europarekordhalters bei den einseitig oberschenkelamputierten Sprintern, dem Niederländer Joel de Jong in 12,07 Sekunden. Auch Jule Roß, eine der fünf Leverkusener WM-Neulinge, unterstrich mit 5,03 Metern – ihrem ersten Sprung über fünf Meter – dass die Nominierung absolut gerechtfertigt ist.

Über 400 Meter gab es ein starkes Rennen, an dessen Ende Johannes Floors als beidseitig unterschenkelamputierter Weltrekordhalter und Paralympicssieger mit 47,20 Sekunden vor dem Marokkaner Ayoub Sadni in 48,08 Sekunden triumphierte – seines Zeichens ebenfalls Weltrekordhalter und Paralympicssieger in der Klasse T47 der Athleten mit einer Armbehinderung. Auf Rang drei landete der Leverkusener Jonas Klein in persönlicher Bestzeit von 48,86 Sekunden. Weitere besondere Leistungen waren die 5,35 Meter im Weitsprung von der italienischen Weltrekordhalterin Martina Caironi, der Schweizer 200-Meter-Rekord von Elena Kratter über 200 Meter in 32,33 Sekunden sowie die Bestzeit des TSV-Nachwuchssprinters Ernest Schulze in 10,88 Sekunden über 100 Meter. Bei den Frauen verbesserte sich TSV-Athletin Allegra Hildebrand auf starke 11,89 Sekunden und Lea Mertens vom TV Herkenrath sprang 5,21 Meter weit.

„Leverkusen ist Heaven of Para Sport”, der Himmel des Para Sports, hatte Sprinter Davide Bartolo Morana schon am Tag zuvor über die Bedingungen und Strukturen beim TSV Bayer 04 gesagt – dankbar über seine Einladung. Und der an beiden Beinen und Armen amputierte Italiener lieferte dann selbst das beeindruckende Beispiel, wie so etwas aussehen kann: Mit 12,25 Sekunden als Bestzeit angereist verbesserte er sich auf 11,86 und dann auf 11,66 Sekunden – eine Wahnsinns-Steigerung. Am Samstag folgte dann die Deutsche Jugend-Meisterschaft, bei der der Nachwuchs vor den Augen von Markus Rehm, Irmgard Bensusan und Nele Moos ihren Idolen nacheifern konnte.

„Es war beeindruckend, wie stark die Leistungen größtenteils waren, obwohl der Nominierungszeitraum für die WM bereits beendet ist“, freute sich Parasport-Geschäftsführer Jörg Frischmann: „Alle haben uns signalisiert, dass sie im kommenden Jahr wieder dabei sein möchten – da haben wir den 5. Juli im Auge, wo sich die Athletinnen und Athleten noch für die Paralympics in Paris qualifizieren können.“

Nico Feißt

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