„Ich bin ready, ich will den Sieg“
Bayer-Stabhochspringer Bo Kanda Lita Bahre über seine Ambitionen für die Deutschen Meisterschaften in Berlin.
Die WM-Norm (5,80 Meter) hat der 23-Jährige in der Tasche, seine Tickets für Eugene und die Heim-EM in München sind ihm damit so gut wie sicher. Trotzdem gilt Lita Baehres volle Konzentration nun den nationalen Titelkämpfen, er will nach 2017, 2018 und 2020 zum vierten Mal deutscher Freiluft-Meister werden.
Bo, die Deutschen Meisterschaften stehen an und Du springst in dieser Saison so konstant wie nie 5,70-Meter-Höhen. Was hast Du Dir für Berlin vorgenommen?
Ich will den Sieg. Ich denke, das ist die einzig richtige Herangehensweise an eine Meisterschaft. Ich will ganz vorn landen.
Du führst die deutsche Bestenliste mit 5,80 Metern vor Oleg Zernikel mit 5,70 Metern und Deinem Klubkollegen Torben Blech mit 5,60 Metern an. Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe ist noch nicht über 5,40 Meter hinausgekommen. Auf dem Papier sieht das gut aus für Dich.
Trotzdem kann viel passieren. Raphael Holzdeppe ist in seiner Karriere schon richtig hoch gesprungen. Wenn man das einmal geschafft hat, dann kann man auch wieder auf diese Höhe kommen. Ich rechne mit allen. Auch mit Torben Blech, mit Oleg Zernikel, es ist alles offen. Ich bin gespannt.
Du hattest in dieser Freiluftsaison einen 5,80er und vier 5,70er-Wettkämpfe. Wie fühlt sich diese neue Souveränität auf den 5,70-Meter-Höhen für Dich an?
Ich bin noch nicht zufrieden. Aber ich bin auch nicht niedergeschlagen. Es läuft noch nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber diese Konstanz ist natürlich ein ganz gutes Gefühl, das ist der richtige Zwischenschritt, um weiterzukommen.
Deine persönliche Bestleistung von 5,81 Metern ist zwei Jahre alt.
Genau. Wenn man sich das auf dem Papier anguckt, dann denkt man: Da tut sich ja gar nichts. Aber wenn man sich die Wettkämpfe anguckt und die Dichte der hohen Sprünge, dann ist da auf jeden Fall eine Veränderung. So ist halt die Leichtathletik. Man wird an einer Zeit oder Höhe gemessen, da kann man anhand der Daten schnell sagen: da gibt es keine Verbesserung. Aber das Wichtigste ist, wie ich mich selbst fühle, was ich optimiert habe. Ich bin zuversichtlich, auf einem guten Weg zu sein.
Dir wurde schon in jungen Jahren vorhergesagt, mal richtig hoch hinauszukommen. Jetzt geht es etwas langsamer voran als erhofft. Wie schwer ist es für Dich, geduldig und am Ball zu bleiben?
Ich war mir schon immer bewusst, dass es nicht den einen Weg gibt. Wenn ich in diesem Jahr diese Bestleistung springe, ist das keine Garantie, dass ich im nächsten auf jene Höhe komme. Natürlich wünsche ich mir manchmal auch, dass es schneller geht. Wenn man eine Bestleistung gesprungen ist, möchte man da weiter machen. Es ist ein schönes Gefühl, sich zu verbessern. Aber ich mache mir keinen Stress. Ich gebe mein Bestes und bleibe geduldig.
Spielt es eine Rolle, dass hier in Deutschland gerade die ganz großen Vorbilder fehlen? Dass da keine Konkurrenten sind, die bei 5,90 Metern und jenseits unterwegs sind?
Wenn das Niveau besser wäre, könnte einen das motivieren, noch höher zu springen. Da ich aber keine Vorbilder habe außer meiner Mutter und meines Vaters, bin ich da nicht auf der Suche. Ich muss auf mich selbst gucken, ich kann ja nur meine eigene Leistung beeinflussen. Mich macht es deshalb nicht unzufrieden, dass das Niveau in Deutschland gerade nicht noch besser ist. Dafür ist es international im Moment ja sehr hoch. Davon kann man auch profitieren.
Wie wichtig ist der Titel des Deutschen Meisters für Dich? Mit der WM und der EM stehen in dieser Saison ja noch größere Meisterschaften bevor.
Ich bin zwar schon Deutscher Meister gewesen, aber das heißt nicht, dass ich jetzt gesättigt bin. Je mehr deutsche Meistertitel, desto besser für mich und meinen Werdegang. Ich bin ready, der Titel ist mir sehr wichtig, und so gehe ich auch an die Sache heran.
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