Léon Schäfer springt zum Titel-Hattrick
Im Regen von Kobe flog Léon Schäfer bei der Para-Leichtathletik-WM wie 2023 im letzten Versuch zum WM-Sieg und machte den Titel-Hattrick perfekt. Jule Roß sprintete über 100 Meter zu Platz sechs und bejubelte ihre beste WM-Platzierung.
Léon Schäfer bot den vielen Zuschauenden, die trotz des strömenden Regens den Weg ins Universiade Memorial Stadium gefunden hatten, beste Unterhaltung. Bereits im vergangenen Jahr bei der WM in Paris sprang er im letzten Versuch zum Weltrekord und entriss Joel de Jong die sicher geglaubte Goldmedaille. Dieses Mal wiederholte sich das Drama aus Sicht des Niederländers, der im ersten Versuch 6,82 Meter vorlegte, sich mit 7,02 Metern im vierten erst an Schäfers 7,03 Meter aus dem dritten Sprung heranrobbte, um diese dann in seinem letzten um einen Zentimeter zu überbieten: 7,04 Meter!
So waren wieder alle Augen auf den Athleten vom TSV Bayer 04 Leverkusen gerichtet, der völlig durchnässt nach dem Wettkampf verriet: „Ich pushe mich in so einem Moment selbst. Ich stand im Anlauf und habe mir gesagt: Okay, du bist dafür gemacht, du bist ready. Irgendwie brauche ich den Druck. Das macht es spannend – nicht nur für mich, auch für die Zuschauer. Es ist einfach geil, dass da jemand ist, der mich quasi so ein bisschen ärgern will, aber ich weiß natürlich: Im Endeffekt kann er mir nichts.“
Schäfer sprang und brachte den deutschen Anhang um seinen Trainer Erik Schneider sofort zum Jubeln: 7,22 Meter – WM-Titel-Hattrick und nur drei Zentimeter unter seinem Weltrekord! „Es war mein Ziel, hier das dritte Ding in Folge zu holen und ich habe es geschafft. Ich bin sehr, sehr glücklich und stolz auf mich selbst, aber die Mission ist noch nicht vorbei“, sagt der gebürtige Bremer mit Blick auf die Paralympics in Paris, die am 28. August beginnen.
Zudem startet der 26-Jährige am Samstag noch über 100 Meter ebenfalls mit dem Ziel, dort Gold zu holen. Es wäre sein erstes im Sprint: „Ich entspanne mich jetzt 1-2 Tage, fahre ein bisschen runter, aber auch nicht zu viel und dann wieder rein in den Fokus, 100 Meter rasieren und dann die Season bei uns in Europa, in Deutschland genießen. Und dann natürlich alle Augen auf Paris.“
Jule Roß sprintet erst zur Bestzeit und dann auf Rang 6
Jule Roß hatte ihre Ziele schon am Samstag abgehakt. „Ich bin der glücklichste Mensch gerade und ich muss nicht mal auf den Hot Seat“, sprudelte es aus der 17-Jährigen heraus, die von Kira Biesenbach trainiert wird. In 12,78 Sekunden hatte sie ihre Bestzeit um ein Hundertstel verbessert und erreichte als Dritte ihres Laufs und Gesamt-Vierte das Finale direkt. „Einmal ins Finale kommen war mein großes Ziel hier. Dass es mit Bestzeit klappt, macht mich umso glücklicher“, sagt Roß, die das Finale „mit Spaß und ohne Druck“ angehen wollte.
Am Sonntag wurde sie dann im Regen in 13,11 Sekunden Sechste und holte ihr bestes WM-Ergebnis überhaupt. „Damit hätte ich vor der WM nicht gerechnet, Platz sechs der Welt – da bin ich ganz zufrieden damit“, sagte die Vielstarterin, die noch über 200 und 400 Meter sowie im Weitsprung antreten wird: „Ich will da einfach mit Spaß dran gehen. Ich weiß, dass ich es draufhabe und dann gucken wir, wie es wird.“
Rehm am Dienstag, Floors am Samstag
Am Montag ist der einzige Tag ohne Bayer-Start, am Dienstag sind dann Jule Roß im 400-Meter-Vorlauf und die Japanerin Tomomi Tozawa im 100-Meter-Finale dran. Am Mittwoch stünde der Endlauf für Roß auf dem Plan, zudem sind am Abend japanischer Zeit Markus Rehm, der in Innsbruck am Samstag mit 7,97 Metern nicht zufrieden war, Noah Bodelier und der Grieche Stelios Malakopoulos im Weitsprung dabei.
Nach den Weitsprung-Wettbewerben von Tozawa am Donnerstag und Roß am Freitag kann es am abschließenden Samstag noch mal medaillenträchtig werden: Schäfer will über 100 Meter ebenso Gold wie Johannes Floors über 400 Meter. Über die Stadionrunde wird auch Malakopoulos antreten, Jule Roß sprintet über 200 Meter.
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