Für Wissbegierige
TSV-Geschäftsführerin Anne Wingchen mit Bo Kanda Lita Baehre, Konstanze Klosterhalfen und Jörn Elberding. Fotos: Heuser
TSV-Geschäftsführerin Anne Wingchen mit Bo Kanda Lita Baehre, Konstanze Klosterhalfen und Jörn Elberding. Fotos: Heuser

| Leichtathletik

Sympathische Medaillengewinner

Sie sind zwei Überflieger, die dennoch komplett auf dem Boden geblieben sind: Konstanze Klosterhalfen, Europameisterin über 5.000 Meter, und Bo Kanda Lita Baehre, Vize-Europameister im Stabhochsprung, zeigten sich beim kleinen Empfang des TSV Bayer 04 im Büro des Vereinsvorsitzenden von ihrer besten Seite: Gut gelaunt, sympathisch und auskunftsfreudig plauderten sie über die „European Championships“ von München, wo beide die jeweils größten Erfolge ihrer bisherigen Laufbahnen feiern konnten.


Die offiziellen Glückwünsche überreichte an diesem Nachmittag TSV-Geschäftsführerin Anne Wingchen, da der Vereinsvorsitzende Klaus Beck kurzfristig erkrankt war. „Ich habt sportlich überragende Leistungen gezeigt. Ihr seid aber darüber hinaus so sympathisch in der Öffentlichkeit aufgetreten, das hat richtig Spaß gemacht, euch zuzusehen und zuhören“, schwärmte Anne Wingchen.

Die Freude und der berechtigte Stolz waren bei Bo und Koko gut zehn Tage nach der EM noch förmlich zu spüren. Die anhaltenden Emotionen überlagerten auch die Tatsache, dass beide aktuell gesundheitlich angeschlagen sind. Bo Kanda Lita Baehre kam auf Stützen ins Präsidenten-Büro, nachdem er sich bei den True Athletes Classics im Manforter Stadion den Fuß geprellt hatte, Konstanze Klosterhalfen laboriert an einer Mandelentzündung.

Wenn Koko allerdings vom „magischen Abend“ in München berichtet, gerät der Ist-Zustand schnell in den Hintergrund, so präsent sind die Erinnerungen und Emotionen. „Das war eine unglaubliche Stimmung“, berichtet die frisch gebackene Europameisterin. Dabei war der Start in die Wettbewerbe bei weitem nicht optimal. Nach Platz 4 über die 10.000 Meter war ihr Vater schon wieder abgereist, weil es aus dem sportlichen Umfeld hieß, Koko liefe die 5.000 Meter vier Tage später nicht mehr. Denkste! „Ich wollte auch nochmal vor so einer Kulisse laufen, wie sie in den Tagen nach dem 10.000 Meter-Lauf herrschte“, erläutert die TSV-Athletin ihre Motive. Also machte Vater Bernd sich abermals aus dem Rheinland auf den Weg in den Süden. Der Aufwand sollte belohnt werden. Von den ersten Metern an lief es für Konstanze in die richtige Richtung: „Ich war ganz bei mir, ich habe mich gut gefühlt.“ Das sollte sich im Laufe des Rennens nicht ändern, im Gegenteil: Vor einer frenetisch anfeuernden Kulisse zeigte Koko einen unglaublichen Wettkampf, das Ergebnis ist bekannt. Bestätigt wird mit dem EM-Gold auch die zurückliegende Entscheidung von Konstanze Klosterhalfen, ihren Trainingsmittelpunkt nach Portland in die USA zu verlegen. „Ich fühle mich dort sehr wohl. Es ist wie in einer Familie, wenngleich wir gar nicht so viel in Portland, sondern sehr oft irgendwo in Trainingslagern sind.“

Begeistert von der Stimmung im Olympiastadion war auch Bo Kanda Lita Baehre, wobei man es als Stabhochspringer emotional etwas schwerer hat als beispielsweise ein Läufer: „Nach dem eigenen Sprung weiß man in der Regel noch nicht, was der am Ende bedeutet, weil ja noch andere springen. Das ist emotional schon etwas anderes“, berichtet der frühere TSV-Eliteschüler. In seinem Fall war „der andere“ niemand Geringerer als der Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordhalter Armand Duplantis, dem Bo auch dieses Mal den Vortritt lassen musste. „Trotzdem bin ich absolut happy mit meiner Silbermedaille“, versichert der Bayer-Leichtathlet, der in München 5,85 Meter übersprungen hatte. Sich dauerhaft mit Rang 2 begnügen möchte er hingegen nicht: „Ich weiß ziemlich genau, wo ich ansetzen muss, um noch höher zu springen“, erklärt Bo und verrät, dass er aktuell noch einen vier Schritte kürzeren Anlauf macht und einen 20 Zentimeter kürzeren Stab nutzt als sein schwedischer Kontrahent. Aktuell muss sich der Modell-Athlet, der als Kind erst über Umwege vom Basketball zur Leichtathletik gekommen war, allerdings erstmal etwas in Geduld üben, um die Verletzung auszukurieren. „Die Bänder und Sehnen sind zum Glück in Ordnung, es ist nur eine Prellung unter dem Fuß“, gibt Bo Entwarnung. 

Abgerundet wurde die lockere Runde, an der auch Leichtathletik-Geschäftsführer Jörn Elberding und Vater Bernd Klosterhalfen teilnahmen, durch die Präsente, die Anne Wingchen überreichte. Unter anderem gab es einen „Flaschengarten“, den Kinder der Grundschule Bergisch Neukirchen im Offenen Ganztag im Rahmen eines Wasser-Projekts gebastelt hatten.

 Uwe Pulsfort

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