Top-Trio wechselt nach Leverkusen
Björn Lippa kommt als neuer Mehrkampftrainer für den Nachwuchs zum TSV Bayer 04 – und er bringt mit Marie und Max Dehning zwei riesen Talente mit.
Jörn Elberding war auf der Suche nach einem neuen Nachwuchs-Mehrkampcoach für den Verein. Der Geschäftsführer der Leichtathletik-Abteilung des TSV Bayer 04 hat ihn auch gefunden, Björn Lippa verstärkt künftig die Trainer-Mannschaft des Klubs. Aber damit nicht genug. Lippa hat Elberding auch zwei junge Mitbewohner auf Zeit beschert – und dem Verein pünktlich zum Start der Wechselfrist am 1. Oktober zwei herausragende Talente: Mehrkämpferin Marie Dehning (18) und ihr Bruder Max (17), Speerwerfer, werden künftig für die Bayer-Leichtathleten starten. Sie kommen wie Lippa vom TuS Bergen in Niedersachsen.
„Björn Lippa ist ein sehr aufgeschlossener, sehr interessierter Trainer, der sich gern von älteren, erfahreneren Kollegen coachen lässt“, sagt Elberding. Deshalb habe es keiner großen Überredungskünste bedurft, ihn nach Leverkusen zu locken. Auf die Zusammenarbeit mit Experten einzelner Disziplinen freue sich der neue Mehrkampfcoach. Die Klasse der beiden Athleten, die Lippa mitbringt, zeigt aber auch, dass er selbst das Coachen bereits sehr erfolgreich betreibt. Die Dehning-Geschwister betreut Lippa seit 2014. Und in diesem Jahr gewann Marie bei der U-20-EM mit 5778 Punkten Mehrkampf-Bronze.
Max Dehning überzeugte zum Abschluss der Saison mit einem Wurf auf 80,11 Meter. Weiter hat in Deutschland in der U18 bislang nur der amtierende Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul geworfen. Er stellte 2015 mit 83,94 Metern den aktuellen deutschen Rekord in dieser Altersklasse auf. Selbst Olympiasieger Thomas Röhler oder Weltmeister Johannes Vetter haben ihre Speere in der U18 also noch nicht so weit fliegen lassen wie Dehning.
„Marie ist koordinativ wahnsinnig begabt, da ist sie herausragend“, sagt TSV-Geschäftsführer Elberding über Bayers neue Mehrkämpferin. „Und Max hat einen unfassbaren Arm. Dazu ist er in sich ruhend, so ein richtiger Werfertyp.“
Für den 38 Jahre alten Björn Lippa geht mit dem Wechsel zu einem der deutschen Spitzenklubs in der Leichtathletik ebenso wie für seine Schützlinge ein Traum in Erfüllung. Bisher arbeitete er nur nebenbei als Coach, sein Geld verdiente Lippa als Neuwagendisponent in einem Autohaus. Als ehemaliger Zehnkämpfer mit wegen eines Bandscheibenvorfalls abgebrochenem Sportstudium träumte er jedoch davon, irgendwann hauptamtlich mit Athleten arbeiten zu können. Jörg Roos, in Leverkusen Stützpunkt-Trainer für den Mehrkampf, wusste davon und brachte den Niedersachsen ins Spiel.
Bei aller Freude über das Angebot hatte Lippa jedoch eine Bedingung: Die Dehning-Geschwister mussten mit. „Beide waren direkt Feuer und Flamme, sie haben natürlich die Möglichkeiten für sich gesehen“, sagt Lippa. Deutlich bessere Trainingsbedingungen, kurze Wege zwischen Schule und Verein, ein professionelles Umfeld. So war die Sache schnell klar und Marie Dehning erzählt: „Nachdem Björn den Vertrag unterschrieben hatte, waren wir schwuppdiwupp wir hier.“
Hauptgrund dafür: Die Schule. Marie hat noch ein Jahr bis zum Abitur. Max besucht die zehnte Klasse. In Niedersachsen waren Ende August noch Ferien, aber in NRW hatte die Schule bereits wieder begonnen. Und so standen die beiden jungen Leichtathleten am 6. September in Leverkusen auf der Matte, um am Landrat-Lucas-Gymnasium ihren neuen Alltag zu beginnen. Der Schulwechsel hatte schneller geklappt als die Wohnungssuche, also kamen sie zunächst bei Jörn Elberding und seiner Familie unter. Er sagt: „Wir haben zwei ganz tolle Menschen kennengelernt. Mit beiden Athleten haben wir sowohl sportlich als auch menschlich einen echten Glücksgriff getan.“
Inzwischen wohnen die Geschwister zumindest bis Ende November gemeinsam in einer kleinen WG. Eine dauerhafte Bleibe suchen sie noch. Auf den Beginn des Wintertrainings in Leverkusen freuen sie sich. Und Zeit für Heimweh sei bislang nicht, erklärt Marie: „Uns geht es hier echt gut, wir haben immer was um die Ohren.“ Und sie hat Max und er hat Marie. Sie sagt: „Wir haben schon immer alles gemeinsam gemacht, allein wäre das sicher alles noch mal ganz anders gewesen.“
Fotos: Björn Lippa
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