TSV-Athleten sammeln 13 mal Edelmetall
Bei den Deutschen Meisterschaften im Nürnberger Max-Marlock-Stadion feierten die Athletinnen und Athleten vom TSV Bayer 04 Leverkusen erfolgreiche Titelkämpfe. Die Ausbeute: Vier Goldmedaillen, sechs Vizemeisterschaften und dreimal Bronze.
Wochenlang konnte Konstanze Klosterhalfen wegen Knieproblemen nicht trainieren und keine Wettkämpfe bestreiten. Erst vor einigen Wochen absolvierte die Athletin von Sebastian Weiß ihr erstes Rennen in dieser Freiluftsaison. Über 5.000 Meter lief sie auf Anhieb die EM-Norm. In Nürnberg entschied sich „Koko“ Klosterhalfen für einen Start über die 1.500 Meter. In 4:06,34 Minuten feierte sie nicht nur ihre erfolgreiche Titelverteidigung, sondern auch ihre zweite Norm für die Europameisterschaften in Berlin (07. bis 12. August). Über welche Strecke sie in rund zwei Wochen an den Start gehen wird, lässt die mehrfache Rekordhalterin derzeit noch offen: „Unter den Umständen ist die Zeit in Ordnung. Der Titel war diesmal das Entscheidende. Wir müssen jetzt schauen, welche Strecke ich in Berlin laufe. Ich persönliche würde die 1.500 Meter bevorzugen, weil es einfach meine Lieblingsstrecke ist.“ In guter Form präsentierte sich auch Lena Klaassen. In 4:21,64 Minuten blieb sie nur knapp über ihrer Saisonbestleistung und wurde in der Endabrechnung Sechste.
Ein Achtungszeichen Richtung Berlin sowie eine weitere Titelverteidigung gelang Hochspringer Mateusz Przybylko. Der bereits für die Europameisterschaften nominierte Athlet von Hans-Jörg Thomaskamp sprang mit 2,31 Meter Saisonbestleistung und gewann damit überlegen vor seiner Konkurrenz. Anschließend versuchte sich der Sportsoldat (noch) vergeblich an 2,34 Meter. „Meine Eltern haben mich überrascht und waren im Stadion. Das hat mich riesig gefreut und noch mehr gepusht. In Berlin ist eine Höhe zwischen 2,31 Meter und 2,34 Meter auf jeden Fall möglich. Jetzt gilt es, mich fit zu halten“, meinte Mateusz Przybylko im Anschluss. Über eine Saisonbestleistung zum Saisonhöhepunkt freute sich Torsten Sanders. Mit 2,15 Meter sprang er auf einen starken fünften Rang.
Gina Lückenkemper ist nach ihrem DM-Titel in letztem Jahr auch 2018 die Nummer eins im deutschen Frauensprint. Nach lockeren 11,51 Sekunden im Vorlauf und 11,34 Sekunden im Zwischenlauf ließ die 21-Jährige im Finale trotz leichtem Gegenwind und nasser Bahn die Uhr nach schnellen 11,15 Sekunden stoppen. "Die erste Rennhälfte war bescheiden, das habe ich in diesem Jahr schon deutlich besser hinbekommen. Dafür war die zweite Hälfte bombastisch. Etwas schade war es, dass aufgrund des Wetters so wenig Zuschauer im Stadion waren. Ich hoffe, das wird in Berlin besser", sagte die Athletin von Uli Kunst im Anschluss.
Die Plätze sieben und acht wurden ebenfalls von zwei Leverkusener Athletinnen belegt. Auf Rang sieben sprintete in 11,69 Sekunden Jennifer Montag. Yasmin Kwadwo wurde in 11,71 Sekunden Achte.
Wie schon im Vorjahr erkämpfte sich Bo Kanda Lita Baehre den DM-Titel – und das als U20-Athlet! Als einziger „Stabi“ überflog der Schützling von Christine Adams 5,50 Meter. Weil er in diesem Jahr bereits die EM-Norm (5,60 Meter) überspringen konnte, sollte er mit dem erneuten Titelgewinn das Ticket für die Europameisterschaften in Berlin (07. bis 12. August) sicher haben. „Ich glaube, es hat in Deutschland noch kein U20-Athlet geschafft, zweimal in Folge bei den Aktiven den Titel zu gewinnen. Auch mit den 5,50 Metern bei den Bedingungen bin ich auf jeden Fall sehr zufrieden“, resümierte der neue alte Deutsche Meister.
Mit 5,40 Meter wurde Karsten Dilla Fünfter. Tobias Scherbarth belegte mit 5,30 Meter Platz sieben. Beide TSV-Stabhochspringer haben die 5,60 Meter bereits abgehakt. Wer neben Bo Kanda Lita Baehre und Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken), der bereits für Berlin nominiert ist, das dritte Ticket bucht, bleibt abzuwarten. Zehnkämpfer Torben Blech behauptete sich im Feld der Spezialisten achtbar und wurde mit 5,30 Meter Sechster.
Für ein sehr mutiges Rennen wurde 800-Meter-Läuferin Sarah Schmidt mit der Silbermedaille belohnt. Mehrfach schnupperte sie in diesem Jahr schon an der EM-Norm (2:01,50 Minuten). In Nürnberg hatte der Schützling von Sebastian Weiß ein letztes Mal die Gelegenheit, die geforderte Zeit zu unterbieten. In 2:02,89 Minuten sollte es nicht ganz gelingen. Am Ende wurde die Medizinstudentin Zweite hinter Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:01,56 Minuten). „Mit dem zweiten Platz und meiner Renngestaltung bin ich sehr zufrieden. Ich bin nicht so hart eingebrochen wie sonst. Natürlich wäre ich gerne vor Christina geblieben, aber sie war hinten raus einfach stärker“, sagte Sarah Schmidt. Eine Punktlandung auf 2:07,00 Minuten gelang Rebekka Ackers – Rang sechs.
Im Hammerwurf der Frauen gingen drei TSV-Athletinnen an den Start – und alle drei belegten Top-Acht-Platzierungen. Susen Küster warf ihr vier Kilogramm schweres Wurfgerät in Runde fünf auf 65,09 Meter und wurde hinter Kathrin Klaas (66,08 Meter; LG Eintracht Frankfurt) Deutsche Vizemeisterin. „Die Saison ist für mich nicht so positiv verlaufen, wie erhofft. Aus den Deutschen Meisterschaften ziehe ich jetzt das Positive heraus, damit ich nächstes Jahr bei den Weltmeisterschaften angreifen kann“, erklärte die 23-jährige Sportsoldatin. Auf Rang fünf kam Carolin Paesler mit 61,92 Meter, gefolgt von Michelle Döpke, die mit 60,94 Meter und Platz sechs das starke Leverkusener Aufgebot komplettierte.
Nicht ganz glücklich ist Speerwerferin Katharina Molitor – trotz Silbermedaille. Hinter Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 63,54 Meter) belegte die Athletin von Helge Zöllkau Rang zwei. Ihr Speer wollte allerdings nicht weiter als 56,75 Meter fliegen, was die Weltmeisterin von 2015 unzufrieden stimmte: “Der zweite Platz ist ok, die Weite natürlich nicht. Eigentlich bin ich ein Wettkampftyp und habe mich auf die Deutschen Meisterschaften gefreut. Ich habe jetzt noch zwei Wochen für das Feintuning und hoffe einfach, dass ich bis dahin das nötige Gefühl bekomme.“ Auch bei Disziplinkollegin Dana Bergrath, die in diesem Jahr schon 60,60 Meter werfen und damit die EM-Norm erfüllen konnte, fehlte der Ausreißer nach oben. Mit 52,15 Meter wurde sie Fünfte.
Zusammen mit Siebenkämpferin Mareike Arndt lief das Leverkusener Sprint-Trio, das am Samstag geschlossen im 100-Meter-Finale stand, Gina Lückenkemper, Jennifer Montag und Yasmin Kwadwo zur Vizemeisterschaft. In 43,55 Sekunden musste sich die 4x100-Meter-Staffel nur dem Quartett aus Mannheim (43,33 Sekunden) knapp geschlagen geben. Neben der Silbermedaille feierten die vier schnellen Leverkusenerinnen auch einen neuen Vereinsrekord. Seit 2013 stand dieser bei 44,30 Sekunden.
Bei ihrem erst zweiten 5.000-Meter-Rennen wurde Denise Krebs für ein couragiertes Rennen mit Bronze und einer neuen Bestleistung belohnt. In 15:26,58 Minuten verbesserte sie ihren Hausrekord um mehr als vier Sekunden und ist im Hinblick auf die Europameisterschaften in zwei Wochen optimistisch: „Ich bin absolut zufrieden. Ich bin vorne mitgegangen und hatte nur eine kleine Schwachstelle. Ich glaube, dass es in den nächsten Wochen noch schneller geht.“
Ein Abo auf die Bronzemedaille scheint Hochspringerin Katarina Mögenburg zu besitzen. Wie schon in den vergangenen Jahren belegte sie auch in Nürnberg mit übersprungenen 1,80 Meter Rang drei. „Mit dem Regen war es ein recht schwieriger Wettkampf, aber mit der Medaille bin ich natürlich zufrieden. Auch technisch hat es sich im Vergleich zu den letzten Wettkämpfen besser angefühlt“, freute sich die in Norwegen lebende Athletin. Jana Kulessa wurde mit 1,75 Meter gute Zehnte.
Wie schon in den vergangenen Jahren ging auch 2018 eine Medaille an die 4x400-Meter-Staffel der TSV-Frauen. Tabea Marie Kempe, Mare Silies, Rebekka Ackers und Sarah Schmidt liefen die vier Stadionrunden in 3:38,16 Minuten und gewannen die Bronzemedaille. Das zweite Leverkusener Quartett wurde in 3:53,27 Minuten Elfte. Bei den Männern wurden Tobias Lange, Luca Wolf, Nils Weispfennig und Christian von Wrede zweitgleich mit dem Team vom LAC Quelle Führt in 3:14,17 Minuten Fünfte.
Nicht ganz rund lief es bei Sprinter Aleixo Platini Menga. Das 100-Meter-Finale sprintete der 30-Jährige in 10,42 Sekunden und wurde Sechster. Aufgrund eines Infektes verzichtete der Sportsoldat auf einen Start über die halbe Stadionrunde. Über 200 Meter ist der Athlet von Hans-Jörg Thomaskamp für die Europameisterschaften bereits nominiert.
Einen starken Wettkampf lieferte Hammerwerfer Paul Hützen. Er verbesserte seine Saisonbestleistung um mehr als einen Meter auf 68,16 Meter. Damit wurde der 27-jährige Athlet von Helge Zöllkau Fünfter, weniger als ein Meter fehlte zum Podestplatz. Dominik Klaffenbach belegte mit 57,23 Meter Rang neun.
Nur der STG LAC Erfurt mussten Anne Schieberle, Luzie Ronkholz und Berit Scheid in der 3x800-Meter-Staffel den Vortritt lassen. Das Trio kam nach 6:46,20 Minuten, ebenfalls Saisonbestleistung, ins Ziel. „Platz zwei ist für die Staffel ein super Ergebnis. Die Hoffnung auf Gold verliert man während des Rennens natürlich nicht, aber am Ende war Erfurt sehr stark“, freute sich Trainer Moritz Elze.
Im Stabhochsprung der Frauen war der TSV traditionsgemäß stark vertreten. Fünf Leverkusener Höhenjägerinnen gingen an den Start. Beste von ihnen war Regine Kramer mit 4,25 Meter und Platz sechs, gefolgt von Silke Spiegelburg, die 4,15 Meter übersprang und Siebte wurde. Ebenfalls über 4,15 Meter sprang Ria Möllers – Rang acht. Katharina Bauer, die erst vor wenigen Wochen am Herzen operiert wurde und insbesondere bei ihrem letzten Versuch über 4,25 Meter Pech hatte, und Victoria von Eynatten blieben ohne gültigen Versuch.
Gleich zwei 400-Meter-Hürden-Spezialisten gingen vom TSV Bayer 04 Leverkusen im Finale an den Start. Auf der ungünstigen Bahn eins startend machte Nils Weispfenning ein starkes Rennen. In 52,80 Sekunden wurde er Sechster. Christian von Wrede belegte in 53,01 Sekunden Rang acht.
Ein weiterer sechster Platz ging an Speerwerfer Nils Fischer. Mit 75,30 Meter kratzte der in den USA studierende Athlet von Ingrid Thyssen an seiner persönlichen Bestleistung, die er mit 76,48 Meter in diesem Jahr aufstellen konnte.
Über 400 Meter vertrat Tobias Lange die Leverkusener Vereinsfarben. Nach 47,45 Sekunden im Vorlauf am Samstag ließ er am Sonntag 46,99 Sekunden im Finale folgen und blieb damit nur knapp zwei Zehntel über seiner persönlichen Bestleistung. Am Ende bedeutete seine Zeit Rang sieben.
Für eine weitere Top-Acht-Platzierung sorgte Marike Steinacker im Diskuswurf. Mit 54,30 Meter aus Runde eins wurde die ehemalige Zweite der Universiade Achte.
Im Dreisprung der Männer erwischte Benjamin Weßling einen gebrauchten Tag. Nach zwei ungültigen Versuchen sprang er in Runde drei auf 14,20 Meter – zu wenig für den Endkampf der besten acht. Für ihn wurde Platz elf in die Ergebnisliste eingetragen.
Bei den gleichzeitig ausgetragenen Deutschen Langstaffelmeisterschaften der Jugendlichen verbesserte die 4x400-Meter-Staffel der weiblichen Jugend U20 ihre erst im Vorlauf aufgestellte Saisonbestleistung noch einmal um mehr als drei Sekunden und freute sich über die Vizemeisterschaft. Rebekka Babilon, Bjarna Liv Lakämper, Pauline Kreft und Sylvia Schulz brachten das Staffelholz nach 3:49,05 Minuten ins Ziel. Ihre männlichen Disziplinkollegen Lasse Kriegeskotte, Ben Zapka, Jan Voigt und Sven Hauck wurden in 3:23,66 Minuten Siebte.
Die Medaillen im Überblick:
4 x Gold:
Gina Lückenkemper (100m)
Mateusz Przybylko (Hochsprung)
Konstanze Klosterhalfen (1.500m)
Bo Kanda Lita Baehre (Stabhochsprung)
6 x Silber:
Sarah Schmidt (800m)
Susen Küster (Hammerwurf)
Katharina Molitor (Speerwurf)
Yasmin Kwadwo, Jennifer Montag, Gina Lückenkemper, Mareike Arndt (4x100m)
Anne Schieberle, Luzie Ronkholz, Berit Scheid (3x800m U20)
Rebekka Babilon, Liv Lakämper, Pauline Kreft, Sylvia Schulz (4x400m U20)
3 x Bronze:
Denise Krebs (5.000m)
Katarina Mögenburg (Hochsprung)
Tabea Marie Kempe, Maren Silies, Rebekka Ackers, Sarah Schmidt (4x400m)
Mareike Brischke/Harald Koken
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