TSV-Sitzvolleyball-Teams gewinnen beide DM-Titel
Die Sitzvolleyballerinnen des TSV Bayer 04 Leverkusen sind in einem inklusiven Team mit vier Zweitliga-Spielerinnen der BayerVolleys die ersten deutschen Meisterinnen überhaupt, die Männer besiegen in einem ähnlich aufreibenden Finale den Titelverteidiger und bringen die Meisterschaft zurück nach Leverkusen: Trainer Martin Blechschmidt gingen nach zwei Turniertagen in Leipzig fast die Superlative aus.
„Heute war unglaublich, das ganze Wochenende war einfach cool“, sagte ein überglücklicher Leverkusener Sitzvolleyball-Coach nach der Ankunft am TSV-Gelände am späten Sonntagabend: „Es war Eskalation pur. Ich habe noch nie eine Deutsche Meisterschaft gesehen, die so eine Stimmung hatte und die ganze Halle hat mitgemacht.“
Das lag in erster Linie auch am Gesamtauftritt der Leverkusener in Engelsdorf bei Leipzig. Drei Mannschaften hatte der TSV Bayer 04 gemeldet, die Frauen wollten bei der DM-Premiere den Titel holen, die Männer als Rekordmeister ihn vom Dresdner SC zurückhaben, dazu eine zweite Mannschaft, die vor allem die unerfahrenen Spielerinnen und Spielern nutzen sollten, um Matchpraxis zu sammeln.
Nach der Vorrunde am Samstag hatten die Männer alle drei Spiele deutlich für sich entschieden, die Frauen trennten sich nach zwei Siegen von den favorisierten Leipzigerinnen 1:1 und auch im Halbfinale bzw. der Hoffnungsrunde hatten beide Teams klar 2:0 gewonnen. So lief alles auf die erwarteten Finalspiele raus: die Frauen gegen die Gastgeberinnen aus Leipzig, die bis auf die Leverkusener Nationalspielerinnen Ronja Schmölders und Sonja Scholten im Kern die Damen-Nationalmannschaft stellen, die Männer gegen die Dauerrivalen vom Dresdner SC, die dem Rekordmeister aus Leverkusen im vergangenen Jahr die erhoffte Meisterschaft entrissen hatten.
Den Anfang des „Showdowns“ machten die Frauen, die den ersten Satz mit 22:25 verloren, dann im zweiten Satz beim Stand von 18:23 aufdrehten und 31:29 siegten und auch den Entscheidungssatz mit 15:13 für sich entscheiden konnten – nachdem sie alleine im zweiten Satz zwei Matchbälle abgewehrt und sich nervenstark gezeigt hatten, wie Kapitänin Ronja Schmölders hervorhob. „Im ersten haben wir zu viele Aufschlagfehler gemacht, dann aber den Ausgleich erzwungen und der Entscheidungssatz war komplett unglaublich, da haben die Mädels echt gebissen“, sagte Trainer Blechschmidt und verteilte ein Extralob an Wiebke Ritter, Finja Schul, Svenja Enning und Jule Hellmann, die normalerweise in der Zweitliga-Mannschaft der BayerVolleys spielen, nach ihrer eigenen Saison aber spontan von der Idee begeistert waren, auch bei der Sitzvolleyball-DM in einem inklusiven Team mitzuspielen. „Wir haben 14 Tage im Training akribisch gearbeitet und verschiedene Aufstellungen ausprobiert, das hat alles gepasst“, sagte Blechschmidt, der betonte, dass der Turniersieg kein Selbstläufer war: „Wir mussten immer voll auf Sieg gehen.“
Bei den Herren, die mit sechs Nationalspielern und den Zweitliga-Spielerinnen, aber ohne den verletzten Jürgen Schrapp spielten, lief es umgekehrt. Nach einem konzentrierten Beginn und dem ersten Satzgewinn mit 25:17 ging der zweite Satz verloren. „Wir konnten leider nicht durchgehend das Niveau halten“, sagte Kapitän Stefan Hähnlein, worauf auch da „der Knaller losging“, wie Blechschmidt sagte. Dresden lag zwei Punkte vorne mit Matchball, doch das TSV-Team wehrte diese ab und siegte 17:15 – der Rest war riesiger Jubel von gleich zwei Teams.
„Alle Beteiligten haben sich diesen Erfolg verdient“, sagte Hähnlein und Schmölders bedankte sich noch mal bei der „großen Anfeuerungsbase, die Männer haben uns super unterstützt“.
Mit dem achten Platz der zweiten Mannschaft im Männer-Feld war Blechschmidt auch zufrieden, weil alle genügend Spielanteile und Erfahrung sammeln konnten und „weil wir nicht nur in der Spitze vorne sein, sondern auch für Breite sorgen wollen.“ Außerdem ergänzte er sich gut mit Schrapp, der als Co-Trainer fungierte.
Der Leverkusener Coach blickte auch direkt nach vorne, zumal die DM-Titel für beide Teams auch die Qualifikation für den Champions Cup bedeuten. Ob die Zweitliga-Volleyballerinnen dann wieder aushelfen können, hängt vom Termin ab, zumal dort aktuell Sommerpause ist. Lust hätten alle vier: „Ich würde mich total freuen wenn wir nochmal gefragt werden, ob wir mitspielen wollen und das Sitzvolleyballteam so unterstützen können“, sagte Jule Hellmann stellvertretend: „Wir sind super dankbar, dass wir so eine coole Chance bekommen haben.“
Nico Feisst
Mehr aus dem Bereich Parasport lesen.