Zwischen Hula Hoop und WM-Medaillen

Als Carlotta auf die Judo-Matte geht, erkennt man die Entschlossenheit in ihren Augen. Mit anderen zu raufen, das ist genau ihr Ding. Gelegenheit dazu bekommt sie bei der Kinderolympiade, die in das große Sommerfest des TSV Bayer 04 eingebettet ist. In ihrer Freizeit macht die 10-Jährige bereits Kung Fu, doch auf der Kurt-Rieß-Anlage nutzt sie die Gelegenheit, auch einige andere Sportarten auszuprobieren. Die Grundschülerin war eine von etwa 4.000 Gästen, die bei strahlendem Sonnenschein einige sportlich-unterhaltsame Stunden auf der weitläufigen Bayer-Sportanlage verbrachten.

Die Auswahl an Sportarten für Carlotta war riesig, zum Beispiel vom Handball über Volleyball, Basketball bis zum Boxen, Parasport oder eben Judo. Mutter Gabriele und Vater Andreas, nur einen Steinwurf von der Kurt-Rieß-Anlage aufgewachsen, schauen ihrer Tochter interessiert zu. „Wir könnten uns auch gut eine Ballsportart für Carlotta vorstellen, aber sie liebt nun mal Verteidigungssport“, berichtet Andreas. Die Eltern des Mädchens schätzen die Vielfalt, die der TSV bietet, nicht nur beim Sommerfest. „Das ist mit Sicherheit kein Standard, was dieser Verein bietet“, betont Gabriele, die selber viele Jahre Leichtathletik gemacht hat und vom Sommerfest ganz angetan ist. Seinen Teil steuert auch Michael Weyres dazu bei. Er ist frisch gebackener Judo-Abteilungsleiter und steht unermüdlich mit seinem Trainerteam auf der Matte, um die sogenannten „Schiebekämpfe“ zwischen den Mädchen und Jungs anzuleiten. Mit der Resonanz ist er sehr zufrieden: „Hier ist den ganzen Tag etwas los, wir geben unsere Trainingszeiten weiter, hier und da auch mit einem Hinweis an die Eltern, wenn ein Kind schon eine besondere Begabung erkennen lässt“, berichtet Michael Weyres. Er ist mit seiner Einschätzung in guter Gesellschaft, auch die anderen Stationen sind sehr gut besucht.

Das gilt auch für den Bereich vor der Bühne. Hier zeigen TSV-Gruppen Ausschnitte aus ihren Programmen und Angeboten. So auch verschiedene TSV-Tanzgruppen, die GIANTS Dancers oder die Rhythmischen Sportgymnastinnen, die regelmäßig nationale und internationale Erfolge feiern. Und da es darum ging, die Angebote möglichst konkret kennenzulernen, kam auch das Mitmachen nicht zu kurz. Geschäftsführerin Anne Wingchen, die wieder als Moderatorin durch das Programm führte, animierte die Anwesenden zum Ausprobieren. Und ging mit gutem Beispiel voran, als es Einblicke in eine Auswahl von Fitness & Health-Angeboten gab. Zunächst ging es um „Auge-Hand-Koordination“ mit Daggi Meiss. Ein ordentlicher Hüftschwung war gefragt bei „Dance It“ mit Sonja König und Anika Kube und bei der Hula Hoop-Demonstration mit Sabina Irrgang und Anika Kube wurde die Fläche vor der Bühne nochmal voller. Die bunten Kunststoffreifen haben ihren Reiz über viele Generationen hinweg nicht verloren und sorgten für Spaß und Freude neben der Herbert-Grünewald-Halle.

Der Spitzensport hatte seinen Platz auf der Bühne, als aus dem Parasport zwei international erfolgreiche Athleten und eine Athletin geehrt wurden: Franziska Dziallas hatte bei der Virtus Cross Country-WM für Menschen mit geistiger Behinderung in den USA Doppel-Silber gewonnen.  WM-Silber gab es auch für Schwimmer Maurice Wetekam, während Para-Cycler Benno Schmidt, der wenige Stunden vor der Ehrung in Rheinbach Deutscher Meister auf der Straße geworden war, im vergangenen Jahr bei den Europameisterschaften in Österreich Bronze gewonnen hatte. „Wir hätten hier gerne noch viel mehr Sportlerinnen und Sportler geehrt, aber die Wettkampfkalender sind eben zurzeit sehr, sehr voll“, erläuterte Anne Wingchen. Das sieht bei den Mitgliedern im Bereich Fitness & Health anders aus: Sie waren zahlreich erschienen, um sich von Ressortleiterin Sonja König für ihre 25-jährige Vereinsmitgliedschaft auszeichnen zu lassen.

Geschäftsführerin Anne Wingchen zog zum Ende hin eine ausnahmslos positive Bilanz: „Zunächst möchte ich mich bei allen Helferinnen und Helfern bedanken, die dieses tolle Fest auf die Beine gestellt haben. Und da die Besucherinnen und Besucher diese Veranstaltung Jahr für Jahr so dankbar annehmen, werden wir das Sommerfest natürlich auch weiterhin durchführen. Es ist wunderbar zu beobachten, wie hier Menschen aller Altersklassen zusammenkommen, den Sport von seiner schönsten Seite kennenlernen und erleben, was ein Verein für die Gesellschaft leisten kann“, resümierte Anne Wingchen.

Carlotta bekam von diesen Zeremonien und Ansprachen allenfalls am Rande etwas mit. Viel zu beschäftigt war sie, inzwischen beim Volleyball. Auch für das sportbegeisterte Mädchen dürfte es nicht das letzte Sommerfest gewesen sein.

Uwe Pulsfort